Früher oder später stellt es bei den meisten Kindern mit ADHS in der Schule an. Die Anlagen, die sie zur Bewältigung der Anforderungen der Schule brauchen, sind genau die, die bei ihnen nur schlecht oder gar nicht funktionieren. Ein grosser Konfliktpunkt sind meistens die Hausaufgaben. Darum habe ich hier ein Ideensammelsurium zusammen getragen von Dingen, die ich entweder als Mutter oder als Lehrerin mit Kindern mit ADHS erprobt habe.

Wichtig ist noch zu sagen, was heute funktioniert, funktioniert unter Umständen morgen nicht mehr und was beim einen Kind super Ergebnisse erzielt, ist für ein anderes total unbrauchbar.

Ideensammelsurium Hausaufgaben

1. Farbcodes für Fächer

Damit die richtigen Bücher heim kommen, ist es von Vorteil, wenn die einzelnen Fächer eine Farbbezeichnung haben. Alles Math-Material ist in rotem Einfasspapier, alles Deutsch in gelbem, usw.
Im besten Fall hilft die Lehrperson mit.

2. Checkliste im Hausaufgabenbüechli

Es lohnt sich, gemeinsam mit dem Kind Gedanken zu machen, wie das Packen der Hausaufgaben am Mittag in der Schule ritualisiert gemacht werden kann. Dieses Prozedere schreibt man als Eltern in Form einer Checkliste auf und klebt die auf die erste Seite ins Hausaufgabenbüechli.

3. Unterstützung durch ein Schulgspändli

Allenfalls lässt sich ein Gspändli einsetzen, welches am Mittag hilft und ein Auge darauf hat, ob das betroffene Kind seine Sachen alle eingepackt hat. Oft bieten ja die Lehrpersonen keine Hand. Aus meiner Erfahrung ist der Gspändli-Einsatz eine gute Möglichkeit.

Der Einsatz von Schulgspändli ist auch in Lagern ganz hilfreich. So ist die Wahrscheinlichkeit, dass alle Sachen wieder heim kommen, doch um einiges grösser. Aber das wäre ein Thema für sich.

4. Am Mittag unvermittelt den Morgen zusammenfassen

Zuhause, nach dem ersten Ankommen, rekapituliert das Kind dem Elternteil noch einmal, was es am Morgen in der Schule für Fächer und Themen hatte und wo es allenfalls Schwierigkeiten gegeben hat. Der Elternteil fragt nach, ob Tests angesagt sind. Wenn ja, dann werden die Daten in die Familienagenda übernommen.

Tests stehen bei uns immer rot und dick und fett im Familienplaner und ich plane für meine Tochter mit ADHS das Lernen.

5. Wochenstundenplan mit Schule, Hobby, Hausaufgaben und Freizeit

Hilfreich, gerade auch in stressigen Zeiten, ist eine Art Stundenplan über die ganze Woche, auf dem Schule, Hobby, Hausaufgaben, Sondertermine wie Therapien und Verabredungen und Freizeit aufgeschrieben werden. Oft ist es nämlich so, dass sich gerade Hausaufgaben- und Freizeit miteinander mischen, weil die Kinder sich nicht zügig an die Arbeit machen und noch lange rumflachsen.

Diese Rumflachszeit ist unbedingt zu vermeiden. Eine Möglichkeit ist, dies mit dem Kind vorgängig zu besprechen und immer wenn es diese Rumflachszeit produziert, ihm dies zurück zu spiegeln. Eine andere Möglichkeit ist es, wenn das Kind rumflachst, ihm ruhig zu sagen, dass es nicht das tut, was geplant wurde und man selber so keine Lust hat, das Kind bei den Hausaufgaben zu begleiten.

6. Post-it-Zettel – Wandplaner

Nach dem Mittagessen werden die Hausaufgaben geplant. Bewährt hat sich bei uns, dass die einzelnen Hausaufgaben mit Datum und einer zeitlichen Bewertung auf ein Post-it-Zetteli geschrieben werden, welches dann in einen Raster von zwei Wochen eingeklebt wird. Ist eine Hausaufgabe zu gross, dann wird sie in Portionen aufgeteilt, die dann auch einzeln aufgeklebt werden. So ist jederzeit sichtbar, wann was erledigt werden soll.

Sind die Kinder noch jünger, ist diese Methode noch nicht so wichtig. Je älter sie werden, desto wichtiger und brauchbarer ist sie.

Noch kurz ein paar Worte zum Ort: Manche Kinder mögen es, wenn sie diese Planungstafel immer sehen, manche mögen dies gerade nicht, weil es sie stresst. Hier auch angepasst auf das Bedürfnis des einzelnen Kindes eingehen und schauen, was ihm am meisten nützt.

7. Kurzes, knackiges Durchführen der Hausaufgabenzeit

Ran an die Hausaufgaben! Und zwar genau so, wie auf der Tafel geplant. Eines ums andere. Die Zettel können dann so schön zerknüllt und weg geworfen werden! Das tut gut.

Pausen auch einplanen! Nicht vergessen!

Die zeitliche Bewertung eher streng machen und die dann unbedingt einhalten. Falls das Kind nicht fertig ist mit einer Hausaufgabe, mit ihm kurz besprechen, ob ihr gemeinsam dies der Lehrperson zurück meldet oder ob das Kind vielleicht am Schluss noch einmal an diese Hausaufgabe gehen will.

8. Bewegung in die Hausaufgaben einbauen

Wörtli lassen sich prima in Bewegung lernen. Oder auch Kopfrechnen, das 1×1 oder sonstige Dinge, die auswendig gelernt werden sollen. Seilspringen, auf dem Trampolin hüpfen, Hampelmann machen, nach jeder Antwort eine Liegestütze – alles ist erlaubt.

9. Schulbücher und Etui zweifach anschaffen

Eine Möglichkeit, damit wichtiges Material zu Hause vorhanden ist, ist, diverse Bücher und vielleicht das Etui doppelt anzuschaffen. Das verhindert viel Leid und Konflikte und entspannt die Hausaufgabensituation ungemein. Mittels der ISBN-Nummer sind sie über alle Buchhandlungen bestellbar.

10. Networking mit Eltern von Kids aus der gleichen Klasse

Sich gut vernetzen mit anderen Eltern hilft, bei vergessenen Arbeitsblättern, dass man da jeweils unbürokratisch anrufen kann. Blatt scannen oder kopieren, kurzer Spaziergang oder Mailbox aufrufen und los kann das Hausaufgabenmachen gehen.

11. Hausaufgabenhilfe oder Lerntherapeutin als Unterstützung

Hausaufgaben outsourcen ist auch eine gute Idee, sofern es die Möglichkeit an der Schule gibt. Sonst muss man privat jemanden suchen. Da empfiehlt es sich, ein wenig mehr Geld in die Hand zu nehmen und allenfalls eine Lerntherapeutin zu suchen. Es braucht doch ein wenig Geschick und vor allem Know-How, mit ADHSlern Hausaufgaben zu machen.

12. Elektronische Geräte nutzen

Elektronische Geräte bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten, um sich an Termine zu erinnern. Zudem gibt es einige gute Programme, in denen man für das Kind Lerneinheiten schnell und einfach aufbereiten kann. Beispielsweise ist www.quizlet.com eine brauchbare Website.

13. Rücklauf von Hausaufgaben und Materialien in die Schule

Ritualisiert den Rücklauf von Material und Hausaufgaben in die Schule. Wir machen das so, dass vor dem Abendessen mittels Stundenplan und Hausaufgabenbüechli gepackt wird. Wenn nötig, begleite ich mein Kind weiterhin dabei.

Je jünger das Kind, desto einfacher werden Hausaufgaben erteilt. Meist sind sie von heute auf morgen zu erledigen. Die Probleme beginnen ja ganz oft erst dann, wenn die Kids älter sind und die Hausaufgaben über mehrere Tage oder gar Wochen gehen.


Ganz wichtig finde ich zum Schluss noch, dass ihr dem Kind unbedingt vermittelt, dass es seine Kreativität auch im Planen von Hausaufgaben einsetzen soll! Es soll seine Spezialeffekte und Superkräfte dazu nutzen, sich das Leben mit Hausaufgaben zu erleichtern. So empfinde ich es z.B. als kreativ, wenn sich meine Tochter via Klassenchat über die anstehenden Tests informiert. Sie hilft sich dabei selber. In der Schule hat sie womöglich nicht alles mitbekommen und so kann sie sich absichern. Gut gemacht, oder?

Wie löst du das mit deinem Kind und den Hausaufgaben? Schreibe doch unten in die Kommentare, was bei euch gut funktioniert.

Ich grüsse euch alle herzlich.
Eure Sarah Fuchs

Sarah Fuchs ist Mutter von zwei Mädchen (11 und 14 Jahre alt). Das ältere hat ein diagnostiziertes ADHS, respektive eine Mischform mit ADS. Zudem arbeitet Sarah seit knapp 25 Jahren als Reallehrerin. Sie hat sich also sowohl privat als auch beruflich mit vielen Entwicklungsstörungen auseinander gesetzt, insbesondere mit ADHS/ADS. Ansonsten ist Sarah sowohl als Mutter als auch als Reallehrerin bedürfnis- und lösungsorientiert unterwegs.
Berufswahl mit ADHS: Stärken erkennen und Fähigkeiten nutzen
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