Man hört doch immer wieder mal Aussagen wie: Wenn Michel von Lönneberga heute leben würde, dann würde man ihn unter Ritalin setzen.

Aber stimmt denn das überhaupt? War Michel von Lönneberga denn tatsächlich hyperaktiv oder war er nur ein unternehmungslustiger, freiheitsliebender Lausejunge?

Wie und woran erkennt man Hyperaktivität?

Wo verläuft die Grenze zwischen „aktiv“ und „hyperaktiv“?

Als Eltern von Betroffenen wissen wir es ziemlich genau. Aber wie erklärt Aussenstehenden man dieses kleine „mehr“, das unsere Kinder auszeichnet?

Hyperaktiv heisst nicht einfach wild. Hyperaktiv heisst schneller erregbar, reizoffener, nervöser, als andere Kinder. Immer am knibbeln, hibbeln, wippen, wackeln, immer angespannt, und ständig in Alarmbereitschaft.

Nach dem Diagnosekatalog ICD10 werden hyperkinetische Störungen (F90) definiert durch

  • die typische motorische Unruhe und
  • einen „Mangel an Ausdauer bei Beschäftigungen, die kognitiven Einsatz verlangen,
  • und eine Tendez, von einer Tätigkeit zu einer anderen zu wechseln, ohne etwas zu Ende zu bringen„.

Hyperaktive Kinder sind sehr oft unorganisiert, haben eine eher bescheidene Selbstbeherrschung und Selbstregulation, und eine überschiessende Energie.

Hyperaktive Kinder haben manchmal etwas Getriebenes, stehen unter einem Druck, der, wenn er sich nicht in Bewegung entladen kann, jederzeit explodieren kann.

Sie sind immer auf dem Sprung, stehen unter Strom, haben ständig neue Ideen und Projekte, die sie jetzt genau sofort umsetzen müssen – bis ihnen etwas Neues durch den Kopf geht, das noch dringender ist.

Hyperaktive Kinder sind Jäger, nicht Bauern. Sie haben mehr Ideen, als sie im ganzen Leben jemals umsetzen könnten. Sie sind Erfinder, Forscher und Entdecker.

Sie reissen neue Projekte an, wo andere sich nicht trauen würden, denken ausserhalb der „Box“ und der gewohnten Pfade, finden neue Lösungen für alte Probleme und können andere Menschen für ihre Ideen begeistern und sie mitreissen.

Aber in ihrem unbremsbaren Überschwang ecken sie auch an. Sie werden von Erwachsenen auf ein für diese erträgliches Mass zurechtgestutzt. Kleine Vierecke in einer Welt von Kugeln… Das macht sie wütend, traurig, frustriert und sie stellen sich selbst in Frage, werten sich ab, fühlen sich in ihrem Anderssein minderwertig.

Also, was meint ihr? War Michel von Lönneberga wirklich ein hyperaktives Kind wie manche behaupten, oder war er einfach nur ein aktiver (ohne „hyper“), unternehmungslustiger Lausejunge mit kreativen Ideen?

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woran erkennt man ein hyperaktives kind
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